Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche zu verehren.
„Risikobereitschaft und Neugier sind die Voraussetzung, um neue und befriedigende Erfahrungen zu machen, um das Leben farbiger, interessanter und abwechslungsreicher zu gestalten“ [1]. Neugierde kann dazu führen, neue Fähigkeiten zu erlernen, neue Ideen und Interessen zu entdecken, sowie das Gedächtnis und die Verbindung zu Mitmenschen zu verbessern. Kinder wollen stets alles untersuchen und testen. Sie sind neugierig darauf, was die Welt zu bieten hat und erleben das Neue als spannend und ungemein interessant. Je älter man wird, umso mehr verliert man häufig die Neugier, versinkt womöglich in einer Alltagsroutine und verbaut sich so Chancen und Möglichkeiten, das Leben interessant und erfüllt zu gestalten. Denn dann entscheidet man schon im Vorhinein, wo die Leistungsgrenzen sind. Neugierde und Interesse sind Eigenschaften, die Menschen auszeichnen, die auch im hohen Alter noch sehr aktiv und flexibel sind. Die Neugier zeigt, wie jung man im Herzen geblieben ist.
Wissen ist Macht. Nichtwissen kann aber genauso mächtig sein, denn es weckt unsere Neugier. Neugier oder Neugierde ist der Hunger nach Wissen, vereint mit der Bereitschaft, sich überraschen zu lassen, zu staunen, sich auf Neues einzulassen und zu lernen. Ohne diese Eigenschaft, diesen Wissensdurst gäbe es kaum Experimente, Innovationen oder Fortschritt [2]. Angenommen wird, dass das Bedürfnis und Aufsuchen von Neuem angeboren ist [1]. Neugier bereichert das Leben. Denn zu leben bedeutet, Neues zu lernen und in Bewegung zu bleiben.
Der Psychologe Daniel Ellis Berlyne unterscheidet zwischen der epistemischen und der perzeptuellen Neugier:
Die Epistemische Neugier ist wissensbezogen. Beispielsweise beschäftigt sich eine Person gedanklich mit Problemlösung und erkennt, dass bestimmte Informationen dazu noch fehlen. Nach Berlyne dient diese Neugier der Orientierung. Der Wunsch nach dieser Form der Neugier ist deshalb so stark, weil Menschen das Bedürfnis haben, ihre Situation zu verstehen.
Die perzeptuelle Neugier oder perzeptive Neugier beschreibt den Wunsch einer Person, Neues auszuprobieren. Diese Form der Neugier lässt sich auf Reflexe und Sinneseindrücke zurückleiten. Sie ist auch als manipulative oder interpersonelle Neugier (Interesse an anderen Personen) bekannt [2].
Ist Neugier ein Gefühl?
Laut Paul Ekman gibt es sieben Basisemotionen: Freude, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung/ Neugier. Neben Freude ist Neugier das einzige Gefühl, das primär angenehm ist. Manche definieren Neugier, als den Wunsch oder die Motivation, sich bewusst neuen und ungewohnten Situationen und Denkweisen auszusetzen. Andere sehen Neugier als Instinkt, als einen Urtrieb. Neugier kann zum gewissen Flow-Zustand führen. Ein Flow-Moment ist der Augenblick, in dem man völlig aufgeht und die Zeit um einen herum vergisst. Letztlich steckt in ihr auch die Bereitschaft zur Veränderung und zum Dazulernen, denn das Interesse und die Offenheit für neue Erfahrungen und neue Erkenntnisse wird uns zwangsläufig beeinflussen [2].
Ist Neugier eine Stärke?
Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass Neugierde teilweise angeboren ist. Die Eigenschaft besitzen sowohl Menschen als auch Tiere. Schon Kleinkinder haben diesen unstillbaren Wissensdurst. Sie saugen alles auf, was ihnen die Welt bietet, sind neugierig und wissbegierig, wollen den Dingen auf den Grund gehen und Geheimnisse lüften [2]. Menschen unterscheiden sich jedoch hinsichtlich der Ausprägung dieser Stärke. Vertiefend geht unser Artikel über Selbstakzeptanz darauf ein, warum sich der Fokus auf seine Stärken lohnt und wie Sie diese näher kennenlernen können.
Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.
Menschen, die ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit haben,
Menschen, die ein starkes Bedürfnis nach Ungewissheit und Abwechslung haben,
Jeder Mensch besitzt beide Bedürfnisse, jedoch unterscheiden wir uns darin, wie viel Sicherheit beziehungsweise Abwechslung wir benötigen.
Mit zunehmendem Alter verlieren viele Menschen ihre Neugier. Durch den eigenen Stillstand verbauen sie sich zahlreiche Chancen für die Persönlichkeitsentwicklung. Ein turbulentes Leben zu führen, vor Herausforderungen zu stehen, Abenteuer zu unternehmen verheißt nicht nur Spaß, sondern bringt auch Ungewissheiten, Risiken, Gefahren, Fehler und Versagen mit sich. Neugierde erzwingt Flexibilität und trainiert Anpassungsfähigkeit, Eigenschaften, die nicht ein Jeder gern heißt. Das Bedürfnis nach neuen Reizen, nach Spontaneität und Abwechslung kann von den noch stärkeren Bedürfnissen nach Geborgenheit, Kontrolle und Sicherheit, dem Suchen der ‚Komfortzone‘, überschattet werden. Denn Unvorhersehbares macht vielen Menschen Angst. Das Ergebnis und Gegenteil von Neugierde ist jedoch die Langeweile [2].
Neugier als Erfolgsmotor
Neugier macht erfolgreich, denn wer neugierig ist, der…
Neugier und Wissen gehen Hand in Hand. Man kann nicht neugierig bleiben, ohne etwas zu lernen und dieses Wissen weiterzugeben. Drei wesentliche Eigenschaften lassen sich bei erfolgreichen Menschen erkennen:
Wissbegierde verlängert das Leben
Unser Gehirn ist auf Neugierde programmiert. Dies haben wir der Evolution zu verdanken. Der Mensch entwickelt sich ständig weiter, unser Gehirn verlangt nach neuen Reizen, danach, Neues zu lernen. Wir sollen und wollen wachsen. Es ist kein Zufall, dass wir daraus sogar Ehrgeiz und Ambitionen entwickeln. Neugierde ist ein wesentlicher Motor für Wachstum und Wissen und eine unterschätzte Erfolgseigenschaft [2].
Neugierde wecken ist schon das Kernanliegen jedes ersten Kennenlernens, jedes Bewerbungsscheibens, oder Flirts. Und so startet man eine Reihe von nett gemeinten ‚Manipulationsversuchen‘, um andere auf sich oder ihre Sache neugierig zu machen. Dies geht meist mit mäßigem Erfolg einher. Letztlich können Sie bei Ihrem Gegenüber vielleicht kurzfristiges Interesse wecken. Ob die Person nun aber wirklich neugierig ist, liegt letztlich an der Person selbst. Tatsächlich findet Neugier weniger im Kopf statt und lässt sich auch nicht willentlich erzeugen. Es ist eine Eigenschaft, die man hat, die man erlernen, aber auch wieder verlernen kann.
Sie können jenen Hindernissen, die der Neugier im Weg stehen auf die Schliche kommen. Beobachten Sie dafür zunächst das Zusammenspiel Ihrer Gedanken, Emotionen und Empfindungen. Wie reagieren Sie und Ihr Körper auf Neues, Ungewohntes und Ungelerntes – mit Lust oder doch eher mit Zurückhaltung und Argwohn? So finden Sie nicht nur heraus, welche Erfahrungen und welche Erwartungen präsent sind, sondern auch warum Sie womöglich gerade mental dicht machen und gar nicht neugierig sind. [2]
Oft tauchen zu Neugier synonyme Bezeichnungen wie Interesse und Wissensdrang auf. Diese Begriffe lassen sich nicht immer eindeutig voneinander trennen. Die Unterscheidungskriterien dürften die Motivation der neugierigen Person - also warum sie etwas wissen will - und der Gegenstand - worauf sich ihr besonderes Augenmerk richtet - sein. Marie von Ebner-Eschenbach war der Meinung: „Wenn die Neugier sich auf ernsthafte Dinge richtet, dann nennt man sie Wissensdrang.“ [3].
Das ernsthafte Interesse daran, Dinge zu ergründen, führt zur Expertise. Je nach Ausprägung kann Neugierde also neue Entdeckungen anspornen, die in Innovationen resultieren [2].
Das Wort „Interesse“ wird oft verwendet, um Hobbys und Vorlieben zu beschreiben. Bei Interesse handelt es sich jedoch auch um eine sogenannte „zusätzliche Emotion“, ebenso wie bei Schuld oder Zufriedenheit. Interesse ist also ein Gefühlszustand und genauso auch ein bedeutungsvoller Geisteszustand, denn Interesse ist wesentlich an unserer persönlichen Weiterentwicklung beteiligt. So ist diese Emotion gleichzeitig eine große Motivation Neues zu erfahren, als auch die kreative Wirkungsmacht in unserem Leben. Sie ist die am häufigsten erlebte Emotion im alltäglichen Leben, welche sie für persönlichen Fortschritt unerlässlich macht.
Im Lateinischen bedeutet Interesse so viel wie ‚dabei sein‘. Interesse ist eine Form von Aufmerksamkeit und Anteilnahme, die ein Mensch an einer Sache oder einem anderen Menschen nimmt. Je größer diese Anteilnahme oder auch die Hoffnung auf ein Ziel oder Vorteil ist, desto stärker ist das Interesse des Menschen für diese Sache. Das Gegenteil von Interesse ist das Desinteresse und in stärkerer Ausprägung die Apathie [4], [5].
Wie äußert sich Interesse?
Wie alle Emotionen lässt sich Interesse besonders in der Mimik erkennen. Doch anders als bei den Basisemotionen, zeigt sich Interesse nur sehr kurz. Das schnelle Abklingen der Reaktion bedeutet jedoch nicht, dass auch das tatsächliche Interesse abgeklungen ist [5].
Funktion und Aufgabe von Interesse
Jedes Interesse hat für den einzelnen Menschen eine stark emotionale Bedeutung. Diese emotionale Bedeutung ist überwiegend positiv und damit nach der persönlichen Erfahrung mit positiven Erlebnissen verknüpft. Interesse spielt außerdem für unsere Wahrnehmung eine Rolle. Die menschliche Wahrnehmung ist selektiv, sie betont bestimmte Reize aus der Umwelt, schwächt andere ab oder filtert sie sogar aus. Zu den wichtigsten Wahrnehmungsfiltern zählen die emotionale Verbindung und die Interessen einer Person [6].
Ziele: Sie fördern durch achtsame Wahrnehmung Ihre Neugier und Interesse.
Ein paar gute Gründe: Wenn Sie achtsam sind, regen Sie Ihre Motivation, Ihr Engagement und Ihren Flow an, außerdem hilft Achtsamkeit bei Stressbewältigung.
Kurzbeschreibung: Wählen Sie eine ungeliebte Alltagsaktivität und konzentrieren Sie sich bei der Durchführung auf drei neue oder unerwartete Aspekte.
Anleitung:
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Neugier das Leben interessanter und erfüllender macht und dazu anregt, neue Dinge auszuprobieren. Kinder sind von Natur aus neugierig und wollen die Welt erkunden. Neugier kann dazu führen, neue Fähigkeiten zu erlernen, das Gedächtnis zu verbessern und neue Interessen zu entdecken. Neugier ist der Hunger nach Wissen und die Bereitschaft, sich überraschen zu lassen und zu lernen. Sie trägt auch zur persönlichen Entwicklung und zum Wachstum bei und kann sogar das Leben verlängern. Neugierde kann zu einem Zustand des Flows führen, in dem man vollständig aufgeht und ist eine Stärke, die sich bei Menschen in unterschiedlichem Maße ausbildet.
[1] Wolf, D. (2022). Neugier und Interesse machen das Leben interessanter. | PAL Verlag. https://www.psychotipps.com/interesse-neugierde.html
[2] Mai, J. (2017, Februar 11). Neugier: Die unterschätzte Erfolgseigenschaft. karrierebibel.de. https://karrierebibel.de/neugier/
[3] von Ebner-Eschenbach, M. (1877). Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach zum Thema Neugier. Aphorismen.de. https://www.aphorismen.de/zitat/1638
[4] Stangl, W. (2023). Interesse – Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/526/interesse
[5] Mauritz, S. (2018). Interesse—Resilienz-Akademie. https://www.resilienz-akademie.com/. https://www.resilienz-akademie.com/interesse/
[6] Interesse—Funktion, Aufgabe & Krankheiten | MedLexi.de. (2021). MedLexi. https://medlexi.de/Interesse
[7] Hausler, M. (2019). Glückliche Kängurus springen höher: Impulse aus Glücksforschung und Positiver Psychologie. Junfermann Verlag.