Wer mit seinen Stärken arbeitet, wird stärker.
Bevor wir uns gleich tiefer in die Thematik begeben, möchte ich Sie zu Beginn zu einer kurzen Reflexion einladen, in Anlehnung an das Seminar der Expertin für Business Coaching Heidrun Vössing [5]:
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Menschen denken, die als stark gelten? Diese Gedanken können dabei helfen, Ihr eigenes Potenzial zu erkunden und im Alltag zu nutzen. Überlegen Sie hierfür, ob Sie diese Eigenschaften auch bei sich selbst wiederfinden.
Als Unterstützung liefert sie Denkanstöße, denn sie hat über die Jahre die folgenden Antworten von Seminarteilnehmenden zusammengetragen:
Eine „starke“ Persönlichkeit…
… betont nicht die Schwächen anderer Personen, sondern stärkt andere Personen
… verfügt sowohl über fachliche als auch über soziale Kompetenzen
… tritt sicher auf, hält an ihrem Ziel fest und steht immer wieder auf
… kann andere mitreißen und etwas zum Besseren bewegen
… begeistert andere
… ist unabhängig von der Meinung anderer
… kann sich eigene Fehler eingestehen
… ist ruhig und gelassen
… ist offen, gradlinig und strukturiert
… vertritt die eigene Meinung und ist gleichzeitig kompromissbereit
… hat Interesse an anderen Menschen und begegnet ihnen auf Augenhöhe
… meistert Herausforderungen und behält einen kühlen Kopf
Nachdem wir nun darüber nachgedacht haben, was für uns eine starke Persönlichkeit ausmacht, werfen wir nun einen Blick darauf, wie diese Vorstellung in der Welt der Arbeit und Bildung konkret umgesetzt wird. Nicht immer werden hier Stärken richtig wahrgenommen, anerkannt und genutzt.
In unserer heutigen Leistungsgesellschaft neigen wir dazu, uns intensiv auf die Überwindung unserer Schwächen und Defizite zu konzentrieren [1,5]. Sowohl Bildungsinstitutionen, als auch Unternehmen machen es sich zum Ziel, Schwächen ihrer Mitglieder zu „beseitigen“.
Doch dabei geht oft die kraftvolle Ressource unserer individuellen Stärken verloren. Vorhandene Begabungen und Talente werden übersehen und nicht weiter ausgebaut – nicht selten kennen wir diese nicht einmal [1]. Als Folge werden wir nach unserer schulischen Ausbildung in berufliche Laufbahnen gedrängt, welche nicht unseren angeborenen Talenten entsprechen [1]. In einer Studie der Vereinigten Staaten bejahten lediglich 20% aller Befragten die Frage „Haben Sie an Ihrem Arbeitsplatz täglich Gelegenheit, das zu tun, was Sie am besten können?“ [1].
In der Schule wird die gezielte Entwicklung persönlicher Stärken verhindert, indem Schülerinnen und Schülern das „Wie“ und „Was“ des Lernens vorgeschrieben wird. Sie „dürfen weder das tun, was sie am besten können, noch dürfen sie so lernen, wie sie es am besten können“ [1]. Stattdessen sind sie gezwungen, mit Hilfe streng vorgegebener Lehrpläne und Benotungssysteme mühselig an ihren Schwächen zu arbeiten [1].
Etwas überspitzt verdeutlicht wird dies in den folgenden Geschichten:
„Vor langer Zeit einmal beschlossen die Tiere, eine Schule zu gründen. Auf den Stundenplan, der für alle galt, setzten sie die Fächer Rennen, Klettern, Schwimmen und Fliegen.
Die Ente war eine hervorragende Schwimmerin. Im Fliegen lag sie im Mittelfeld, im Rennen jedoch war sie sehr schwach. Um rennen zu üben, musste sie nachsitzen und sogar das Schwimmen ausfallen lassen, bis ihre Schwimmfüße ganz abgenutzt waren und sie auch im Schwimmen nur noch im Durchschnitt lag. Das war jedoch für die Schule akzeptabel, so dass sich außer der Ente niemand daran störte.“ (nach Soremba (1995) [4,6]
Die Geschichte vom "Bett des Prokrustes" handelt von einem Räuber namens Prokrustes, der ein besonderes Bett besaß. Wenn Reisende in sein Versteck kamen, bot er ihnen an, in seinem „Wunderbett“ zu schlafen, von welchem er behauptete, dass es für jeden Menschen perfekt passte. Allerdings hatte das Bett eine spezielle Eigenschaft: es war zu kurz für große Menschen und zu lang für kleine Menschen. Prokrustes passte die Körpergröße seiner Gäste an, indem er sie entweder streckte oder ihre Beine abschnitt, bis diese perfekt passten und ihr Leben ließen. Es passte sich also nicht das Möbelstück den Menschen an, sondern andersherum.
Die Geschichte des „Prokrustesbettes“ symbolisiert die Unmenschlichkeit von erzwungenen Normen und wird heutzutage noch häufig verwendet, wenn Dinge oder Menschen in ein festes Schema gezwängt und dabei entwertet werden [1].
Problematisch ist die Betonung eines Schwächenausgleichs nicht nur für die betroffenen Personen selbst, sondern auch für Unternehmen. Anstelle durch die Nutzung individueller Stärken Hochleistung zu erzielen [1], werden häufig mit einem hohen Zeit- und Energieaufwand irrelevante Kompetenzen ausgearbeitet, was in der Folge nur zu mittelmäßigen Leistungen und Motivationsverlust führt [5].
Es ist daher an der Zeit, einen genaueren Blick darauf zu werfen, wo genau unsere Stärken liegen. Dieser Artikel erkundet die transformative Kraft, die entsteht, wenn wir uns darauf konzentrieren, unsere Stärken zu entfesseln, anstatt ausschließlich Schwächen zu überwinden.
Niemand weiß, was er kann, bevor er's versucht.
Stärken entstehen laut Saleebey (2013) durch die persönlichen Erfahrungen von Menschen, wenn sie schwierigen Lebenssituationen wie Krankheit, Unterdrückung oder Missbrauch gegenüberstehen [3]. Sie geben uns Stärke und Zutrauen in uns selbst, ermöglichen Weiterentwicklung und Fortschritt und eröffnen Möglichkeiten für Hoffnungen und Träume [3].
Prof. Dr. Corinna Ehlers hat hierfür ein eigenes Modell zur differenzierte Einschätzung von Stärken entwickelt. Die „stärkenfokussierte Zielarbeit“ oder auch das „Stärkenarbeitsmodell“ umfasst Methoden des Assessments, der Selbstreflexion und des Selbstmanagements und umfasst einen dreiphasigen Arbeitsprozess [3]:
Das Herzstück ihres Modells ist das sogenannte „Stärkenspektrum“, welches folgende Bereiche umfasst [2,3]:
Im Folgenden geht es darum, die eigenen Stärken als solche zu erkennen und genauer darauf zu schauen, wie diese im Alltag besser genutzt und eingesetzt werden können. Die Anleitung ist adaptiert nach dem „Stärken-Parcours“ von Prof. Dr. Corinna Ehlers [2].
Dabei geht es, wie in Abbildung 2 dargestellt, um Charakterstärken, Fähigkeiten und Bedürfnisse. Ziel ist es, durch Selbstreflexion seinen sogenannten „Stärken-Sweetspot“ zu finden.
Schritt 1: Charakterstärken
Stärken finden sich unter anderem in unseren Werten und Tugenden. Diese machen einen großen und wichtigen Teil unserer Persönlichkeit aus und manifestieren sich in unseren sogenannten „Charakterstärken“ nach Peterson und Seligman (2004). Im ersten Schritt sollten diese identifiziert werden, hierfür gibt es bereits einen sehr guten ausführlichen Blogeintrag.
Bevor wir also fortfahren, möchte ich Sie bitten, diesen zu besuchen und die dort beschriebenen Selbstreflexionen durchzuführen. Beantworten Sie in diesem Rahmen auch die folgenden Fragen [2]:
Falls Sie bei dieser Übung Probleme haben, können Sie auch Familie, Freunde oder Kollegen fragen, welche Stärken diese bei Ihnen sehen [1].
Alternativ müssen Sie niemanden direkt ansprechen - obwohl es in unserer Kultur nicht gerade üblich ist, mit Lob um sich zu werfen, gibt es Momente, in denen andere Menschen uns schätzen und anerkennen [5]. Achten Sie hierfür bewusst darauf, in welchen Momenten sich Personen beispielsweise bei Ihnen bedanken, Ihnen Komplimente machen oder Sie loben. All dies sind direkte Rückmeldungen, welche Ihnen Hinweise auf Ihre Stärken liefern [5].
Nutzen Sie auch indirekte Rückmeldungen, wie zum Beispiel die Art und Weise, wie Mitmenschen auf Sie reagieren und mit Ihnen interagieren [5]. Zum Beispiel in einer Situation, in welcher ein Kollege oder eine Kollegin Sie bittet, in einem kniffligen Konflikt einen Brief an einen Kunden zu verfassen, ist dies nicht einfach nur eine Anfrage. Es ist eine klare Aussage darüber, dass Ihnen und Ihren Fähigkeiten diesbezüglich vertraut wird und Sie für Ihre Arbeit geschätzt werden [5].
Schritt 2: Fähigkeiten
Fähigkeiten und Talente besitzt jeder Mensch [2]. Während Talente angeboren sind und entdeckt werden müssen, um sich zu entfalten [2], entwickeln wir Fähigkeiten immer dann, wenn diese in einem Bereich sinnvoll oder nützlich sind [5]. So verfügt jeder Mensch über ein Repertoire an verschiedenen Fähigkeiten. Von Stärken spricht man dann, wenn bestimmte Fähigkeiten oder Eigenschaften in besonderem Maße vorhanden sind [5]. Stärken sorgen für Kraft und Motivation und verbrauchen dabei weniger Energie, als erlernte Fähigkeiten [4]. Tätigkeiten oder Bereiche, in welchen wir Stärken aufweisen, gehen wir mit Hingabe und Leidenschaft an [4]. Wenn erlernte Fähigkeiten nicht unseren Stärken entsprechen, können sie uns hingegen viel Kraft kosten.
Es wird dabei von verschiedenen „Grundintelligenzen“ ausgegangen, welche deutlich vielfältiger sind, als die im Bildungssystem einseitig geförderten sprachlichen und logisch-mathematischen Kompetenzen [1].
Mögliche Bereiche, in welchen Menschen Begabungen aufweisen können sind [1,2]:
Angelehnt sind diese Talente an die Theorie der „Multiplen Intelligenzen“ von Gardner (2008). Die verschiedenen Spektren könnten Ihnen dabei behilflich sein, Ihre eigene Fähigkeiten und Talente wahrzunehmen und zu benennen [2].
Versetzen Sie sich hierfür gedanklich in die vergangenen zwei Wochen und beantworten Sie die folgenden Fragen (nach Corinna Ehlers (2019), Alexander Christiani und Frank Scheelen (2002)):
Welche Tätigkeiten genießen Sie am meisten? Was macht Ihnen Spaß und was begeistert Sie?
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Was ist Ihnen schon immer leichtgefallen? Was konnten Sie schon immer gut? (Achten Sie hierbei nicht nur auf Ihre eigene Sicht, sondern auch auf Aussagen Ihrer Mitmenschen)
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Welche Tätigkeiten geben Ihnen Energie?
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Welche Fähigkeiten sind mit diesen Tätigkeiten verbunden?
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Es kann auch hilfreich sein, einen Blick in die eigene Biographie zu werfen und diese nach Schlüsselerlebnissen zu durchsuchen [1]:
Was sind Erlebnisse, in welchen Sie sich als richtige Person zur richtigen Zeit am richtigen Ort fühlten?
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Betrachten Sie Ihr Selbst jedoch auch in der Gegenwart und versuchen Sie, etwas über Ihre – vielleicht noch verborgenen - Talente herausfinden. Diese lassen sich meist erkennen an der Begeisterung, Mühelosigkeit und an der Leichtigkeit, mit welcher die Tätigkeiten ausgeführt werden [1,5].
Eine weitere Möglichkeit ist es, gänzlich neue Erfahrungen zu sammeln [1]. Probieren Sie neue Dinge aus, gehen Sie Aktivitäten nach, welchen Sie sonst nicht nachgehen würden! Dies ermöglicht neue Ansichten und Kenntnisse über uns – „neue Erfahrungen bringen in uns nur das zum Schwingen, was vorher schon da war“ (Christiani & Scheelen, 2002, S. 6)
Schritt 3: Bedürfnisse
Doch beziehen sich Stärken natürlich nicht nur auf jene Begabungen, sondern überdies auch auf Sehnsüchte und Hoffnungen von Menschen [3]. Diese können in Kombination mit Begabungen und Fähigkeiten, sowie mit einem gesunden Maß an Selbstvertrauen, zu großartigen Leistungen führen.
Viel grundlegender als Sehnsüchte und Hoffnungen sind Bedürfnisse. Selbst ein Bewusstsein für diese zu entwickeln, ist von entscheidender Bedeutung, um mehr über die eigene Motivation zu erfahren [2]. Jenseits der grundlegenden Bedürfnisse nach Nahrung und Schlaf gibt es eine breite Palette individueller Bedürfnisse bei Menschen. Zu den universellen Bedürfnissen gehören Selbstbestimmung, das Knüpfen von Beziehungen, das Erbringen von Leistungen und das Streben nach Macht (vgl. Deci & Ryan 1993, Kuhl 2001) [2].
Nachfolgend dargestellt ist Übersicht verschiedener Bedürfnisse nach Marshall Rosenberg (1999) übernommen aus dem Stärken-Parcours von Prof. Dr. Corinna Ehlers, welche Ihnen dabei helfen soll, eine Selbsterkundung vorzunehmen (vgl. Kauschat & Schulze 2017: 111, www.gewaltfrei-uebungen.de) [2].
Lesen Sie sich die verschiedenen Bedürfnisse durch und beurteilen Sie, welche Sie als besonders bedeutsam empfinden und in welchem Ausmaß diese erfüllt werden (1 = gar nicht bis 5 = vollkommen) [2]. Sie können die Liste gerne um weitere Punkte ergänzen, die Übersicht erhebt keinen Vollständigkeitsanspruch [2]. Um die persönliche Bedeutsamkeit besser einschätzen zu können, helfen Ihnen vielleicht die folgende Frage: „Was brauchen Sie, um sich körperlich und geistig wohlzufühlen?“ [2].
Zur Erfüllung unserer Bedürfnisse dienen nicht nur Stärken, sondern auch Ressourcen. Während Stärken als antreibende Kraftquellen dienen, welche uns innewohnen, können Ressourcen eher als äußere Hilfsmittel verstanden werden [3]. Sie können in Form von Gegenständen, Umständen, finanziellen Mitteln, sozialen Beziehungen oder auch Tieren auftreten und werden generell als persönliche oder soziale Faktoren verstanden, die dazu beitragen können, das Wohlbefinden einer Person zu fördern oder sie bei der Bewältigung von Herausforderungen zu unterstützen. Stärken und Ressourcen stehen daher in einem wechselseitigen Verhältnis [3].
Buttner und Knecht (2009) gehen dabei von vier verschiedenen Ressourcenbereichen aus [3]:
Nehmen Sie sich auch hier wieder kurz Zeit und tragen Sie Dinge, Menschen, Tätigkeiten oder anderes zusammen, durch welche Sie sich im Alltag unterstützt und gestärkt fühlen. Bei welchen Tätigkeiten, unter welchen Rahmenbedingungen und mit welchen Menschen leben Sie auf[1].
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Schritt 4: Stärkenbereich („Stärken-Sweetspot“)
Abschließend fassen Sie kurz die wichtigsten Aspekte der letzten Übungen und zusammen. Was sind die identifizierten Stärken und wie spielen diese zusammen?
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Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.
Sobald Sie ihre eigenen Stärken, Fähigkeiten und Ressourcen als solche erkannt haben, kennen Sie auch ihre Präferenzen. Vergleichbar ist dieser Zusammenhang damit, dass Linkshändler gezwungenermaßen zwar auch mit der rechten Hand schreiben können, jedoch deutlich mühsamer, als mit der linken [1]. Ähnlich ist dies auch im Berufsleben.
Wenn es von Menschen erwartet wird, dann üben sie Tätigkeiten aus, die nicht ihren natürlichen Präferenzen entsprechen. Die Arbeit ist jedoch mit deutlich mehr Aufwand verbunden und das Ergebnis meistens dennoch frustrierend [1].
Um Ihre Stärken also bestmöglich im Berufsleben umsetzen zu können, sollten Sie Ihre Präferenzen kennen und sich für diese einsetzen.
In diesem Zusammenhang postuliert der Amerikaner Bill Bonnstetter acht Persönlichkeitstypen, welche Aufschluss über jene Präferenzen erlauben [1]. Das von ihm entwickelte Softwareprogramm wurde in Deutschland als erstes nach ISO 9126 zertifiziert und mit der Note „Sehr gut“ ausgezeichnet [1].
Wie zuvor bereits beschrieben, gilt der Grundsatz: Nicht jeder Handlungstyp kann jede Aufgabe gleich gut bewältigen [1].
Wenn beispielsweise ein inspirierender Persönlichkeitstyp eine Tätigkeit übernimmt, die hauptsächlich im Büro stattfindet und wenig Interaktion mit Menschen erfordert, wird die anfängliche Begeisterung schnell verfliegen – mit negativen Auswirkungen auf die Arbeitsqualität [1]. Genauso würde ein beobachtender Typ bei ständigem Kundenkontakt überfordert sein [1]. Was auf den ersten Blick wie ein Versagen erscheinen mag, ist bei genauerer Betrachtung lediglich ein Anzeichen dafür, dass die falsche Persönlichkeitsausprägung am falschen Arbeitsplatz platziert wurde [1]. Sowohl für den individuellen Erfolg als auch für den Unternehmenserfolg ist es daher von höchster Bedeutung, dass die verschiedenen Persönlichkeitstypen entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten und Stärken eingesetzt werden [1]. Nur so sind sie nicht nur optimal für ihre jeweilige Aufgabe qualifiziert, sondern werden diese auch mit innerer Hingabe und Enthusiasmus ausüben [1]. Dies führt zu einer höheren Arbeitszufriedenheit, da die Aufgaben als sinnvoll und erfüllend empfunden werden.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Stärken einbringen können, sind darüber hinaus in der Regel motivierter, produktiver und bereit, sich aktiv in die Aufgaben einzubringen.
Das gezielte Entwickeln von Stärken ermöglicht nicht nur eine bessere Bewältigung der aktuellen Aufgaben, sondern auch eine kontinuierliche persönliche Weiterentwicklung. Dies stärkt nicht nur die individuelle berufliche Position, sondern trägt auch zur Anpassungsfähigkeit in sich wandelnden Arbeitsumgebungen bei. Aufgaben werden als weniger belastend empfunden, da sie mit den individuellen Fähigkeiten in Einklang stehen. Dies trägt zur Reduzierung von Stress und dem Risiko von Burnout bei.
Schulz von Thun (2012) betont, dass hohe Leistungsbereitschaft, wird sie übertrieben, in einer sinnlosen Selbstaufopferung enden kann [3]. Ebenso, wie ein zu verstärkter Fokus auf Schwächen und Defizite nicht fördernd ist, kann auch der Blick auf Stärken übertrieben erfolgen [3]. Die Selbstaufopferung kann auftreten, wenn eine Person ihre Ressourcen und Energie in einem ungesunden Maß opfert, um anderen zu helfen oder um bestimmte Ziele zu erreichen, was letztendlich zu Erschöpfung führen kann. Wenn diese Selbstausopferung mit einem übermäßigen Fokus auf eine bestimmte Stärke einhergeht, könnte dies bedeuten, dass die Person sich ausschließlich auf eine herausragende Stärke konzentriert. Man spricht dann von einer „Stärken-Overuse“, also einer „Stärken- Überbeanspruchung“.
Stärken-Overuse bedeutet, dass der übermäßige Einsatz unserer persönlichen Stärken negative Folgen haben kann. Stellen Sie sich vor, Ihre Stärken sind wie Werkzeuge in einem Werkzeugkasten – sie helfen Ihnen, Aufgaben zu bewältigen. Aber wenn Sie immer nur dasselbe Werkzeug benutzen, könnte es abgenutzt werden. Ähnlich ist es mit Stärken-Overuse. Wenn wir immer nur bestimmte Fähigkeiten einsetzen, könnten wir uns erschöpfen oder sogar verbrennen, weil wir andere wichtige Aspekte vernachlässigen.
Wenn Ihre Stärke beispielsweise Kommunikation ist und Sie ständig reden und überzeugen möchten, könnten andere wichtige Fähigkeiten wie Zuhören in den Hintergrund treten. Das Ungleichgewicht könnte zu Problemen führen. Daher ist es wichtig, einen ausgewogenen Mix an Stärken zu nutzen, um langfristig erfolgreich und ausgeglichen zu sein.
Das Erkennen und Nutzen von Stärken ist keine oberflächliche Selbstoptimierung, sondern vielmehr eine Reise zur Entfaltung des eigenen Potenzials. In einer Welt, die von ständigem Wandel und zunehmender Komplexität geprägt ist, erweisen sich persönliche Stärken als unverzichtbare Ressourcen im beruflichen Kontext.
[1] Christiani, A., & Scheelen, F. M. (2002). Stärken stärken. Talente entdecken, entwickeln und einsetzen. München.
[2] (a) Ehlers, C. (2019). Stärken-Parcours. Die eigenen Stärken erkennen. Soziale Arbeit und Gesundheit im Gespräch (15). Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim.
[3] (b) Ehlers, C. (2019). Stärken neu denken: Die Kunst der stärkenfokussierten Zielarbeit in sozialen Handlungsfeldern. Verlag Barbara Budrich.
[4] Lück, P., Bleier, H.& Schauerte, B. (2021). Stärken stärken: Positive Psychologie in Prävention und Betrieblicher Gesundheitsförderung. iga.Fakten 11
[5] Vössing, H. (2014). Die eigene Persönlichkeit stärken: Ressourcen aktivieren, Das Selbstwertgefühl stabilisieren, Mentale Stärke entwickeln. BoD–Books on Demand.
[6] https://bildung-rp.de (https://bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/p_files/Materialien/PL_Publikationen/14_2_PL/P_L_2-2014_S.48-49.pdf) [Zugriff am 03.01.24]
Zitate:
Ingo Krawiec: https://train-the-trainer-seminar.de/monatszitate/persoenlichkeitsentwicklung.html
Publilius Syrus https://www.careelite.de/mut-zitate-tapferkeit-sprueche/